Die Pandemie bringt die historischen Sterblichkeitsraten durcheinander und erschwert Zukunftsprognosen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie1 stellt das Swiss Re Institute fest, dass insbesondere Lebensversicherer von den Sterblichkeitsfaktoren sowie den längerfristigen, noch wenig bekannten Gesundheitsfolgen betroffen sind.
Bislang veröffentlichte Studien zeigen, dass Männer eher an einer Coronainfektion sterben als Frauen. Darüber hinaus bestehen klare Zusammenhänge zwischen Alter und Todesrate. Laut Swiss Re Institute haben zudem Menschen, die übergewichtig sind, aus ärmeren Verhältnissen stammen und an einer Reihe von Vorerkrankungen leiden, ein höheres Risiko, schwer am Coronavirus zu erkranken oder daran zu sterben.
Verbreitung in Pflegeheimen
Die Studie des Swiss Re Institute identifiziert wie andere auch die Verbreitung des Virus in Pflegeheimen als einen der Hauptgründe für die hohen Sterblichkeitsraten. Allein in den USA ereigneten sich 30 % bis 40 % der Todesfälle in Pflegeheimen. Ähnliches war auch in anderen westlichen Ländern zu beobachten, wobei die Sterblichkeit in Pflegeheimen aufgrund des Coronavirus stark variierte.
In der Schweiz starben rund 49% der am Coronavirus erkrankten Personen in einem Alters- und Pflegeheim. Allerdings lebte ein nicht abschätzbarer Teil der in Spitälern verstorbenen Personen vorher in einem Alters- und Pflegeheim. Daher ist die Gesamtzahl der Alters- und Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben, unbekannt. Gemäss Bundesamt für Gesundheit starben während der zweiten Welle mehr Personen in Pflege- und Altersheimen (2686 Todesfälle) als in Spitälern (2138). Wirksame Schutzmassnahmen in Alters- und Pflegeheimen wurden oft zu spät eingeführt. Gemäss Swiss Re Institute verkürzte das Coronavirus das Leben vieler Alters- und Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner um ein paar Monate bis zu mehrere Jahre.
Signifikante Übersterblichkeit
Das Swiss Re Institute stützt die Aussagen zur Übersterblichkeit auf eine Studie von EuroMOMO (European Mortality Monitoring), die die Übersterblichkeit während der letzten fünf Jahre (Juni 2015 bis 12. Juni 2020) in europäischen Ländern vergleicht. Demnach verursachte das Coronavirus eine signifikante Übersterblichkeit. Es starben mehr Menschen, als sich dem Coronavirus zuordnen lassen. Die Gründe dafür sind folgende: Todesfälle in Pflegeheimen oder an anderen Orten hatten zwar einen Bezug zum Coronavirus, wurden aber nicht zu den durch das Virus verursachten Todesfällen gezählt. Es gab zudem vorzeitige Todesfälle, weil Behandlungen anderer Krankheiten wie Krebs aufgrund der Pandemie unterbrochen wurden.
Ein Blick in die Schweiz zeigt dem Bundesamt für Statistik zufolge, dass es Mitte April 2020 im Vergleich zur normalen Sterblichkeit innert einer Woche zu mehr als 400 zusätzlichen Todesfällen kam. Betroffen war nur die Altersgruppe der über 65-Jährigen. Auf die Sterblichkeit von Jüngeren hatte das Coronavirus keinen statistisch signifikanten Einfluss. Ab Mitte Oktober und dem Einsetzen der zweiten Welle stieg die Sterblichkeit bei den über 65-Jährigen wieder über das langjährige Mittel. Die Sterblichkeit bei jüngeren Altersgruppen lag im Normalbereich.