echo-Interview mit Benedikt Weibel, Ex-SBB Chef
elipsLife echo: Herr Weibel, Sie sind seit gut einem Jahr im Pensionsalter, aber nach wie vor als Autor, Referent, Professor und Verwaltungsrat aktiv. Wir gehen mal davon aus, dass nicht die mageren Leistungen der SBB-Pensionskasse Sie zu so viel Engagement treiben, oder doch?
Benedikt Weibel: Meine jetzigen Aktivitäten haben nichts mit den Leistungen der SBB-Pensionskasse zu tun, sehr wohl aber mit der Pensionskasse an sich. Mit Ausnahme der AHV, die ich seit rund einem Jahr erhalte, beziehe ich nämlich keine Rente. Als ich mit 60 Jahren bei den SBB aufhörte, liess ich mir nach intensiver Beratung das ganze PK-Kapital auszahlen. Dieses Geld habe ich bei einer Versicherung platziert, und ich zahle weiterhin Beiträge ein. Mit 70 Jahren werde ich dann mein Kapital beziehen. Auch wenn sich in den letzten 6 Jahren das wirtschaftliche Umfeld verändert hat, bereue ich meinen Entscheid nicht.
Sie waren insgesamt 28 Jahre bei den SBB, von 1993 bis 2006 als Vorsitzender der Geschäftsleitung. Wie haben Sie als Chef die Pensionskasse der SBB wahrgenommen, welchen Stellenwert hatte die Kasse bei strategischen Unternehmensentscheiden?
Die Pensionskasse war eines meiner grössten Probleme. Von 1993 bis 2006 war das ein dauernder Kampf an allen Fronten. 1993 steckten wir in einer klassischen Turn-around-Situation. In den 5 Jahren davor waren die Personalkosten von 2,5 auf über 3 Milliarden Franken gestiegen. Wir mussten daher die Personalkosten drastisch reduzieren. Und Personalkosten lassen sich über drei Faktoren beeinflussen: Mitarbeiterzahl, Lohn und Pensionskasse. Während meiner Zeit als SBB-Chef haben wir den Personalbestand um 12000 Leute reduziert. 1996 gab es eine Lohnkürzung, und die Löhne wurden für 2 Jahre eingefroren. Bei der Pensionskasse konnten wir allerdings nicht selbst entscheiden. Wir hatten zwar unsere eigene Kasse, doch die Statuten wurden vom Parlament genehmigt. Zudem hatten wir uns 1 : 1 an die Pensionskasse des Bundes zu halten.