echo-Interview mit Heinz Karrer, Präsident des Vorstands von economiesuisse, Verband der Schweizer Unternehmen
elipsLife echo: Herr Karrer, economiesuisse ist die Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft, rund 100'000 Unternehmen mit zwei Millionen Beschäftigten stehen hinter der Organisation. Was ist die Kernaufgabe von economiesuisse?
Heinz Karrer: Wir vertreten die Interessen der Wirtschaft im politischen Prozess. Unser Ziel ist es, optimale Rahmenbedingungen für die Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Schweiz zu schaffen.
Die Schweiz steht als Nicht-EU-Mitglied in Europa ziemlich isoliert da, erst recht seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Wie viel Abgrenzung verkraftet das Land oder anders rum: Wie viel Öffnung braucht das Land?
Die Schweiz ist nicht isoliert. Ganz im Gegenteil, sie ist das am besten vernetzte Land der Welt. Die Schweiz stand schon immer für Öffnung und für Handelsbeziehungen zu anderen Ländern. Auch als Nicht-Mitglied der EU. Bezüglich Anzahl Einwohner liegt die Schweiz weltweit auf Rang 94. Betrachten wir aber die Wirtschaftskraft, rangiert unser Land auf dem 19. Rang. 56% der Exporte gehen in die EU, 75% aller Einfuhren kommen aus der EU. Dies beweist, welch grosse Bedeutung das Verhältnis zur EU hat. Und dieses Verhältnis hat einen Namen: die bilateralen Verträge. Mit diesen Verträgen sind wir bislang ganz gut gefahren und es geht jetzt darum, sie aufrecht zu erhalten. Der zweite Pfeiler sind die Freihandelsabkommen mit den anderen Ländern. Mit dem Abschluss des Freihandelsabkommens mit China hat Bundesrat Schneider-Ammann einen wichtigen Meilenstein gesetzt.
Die Aufgabe des Euro-Mindestkurses hat in vielen Wirtschaftskreisen für Aufregung gesorgt. Wie ist diesbezüglich die Stimmung in Ihrem Verband einen Monat nach dem Entscheid?
In Zusammenhang mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses müssen wir weiter zurückblenden. Wir kommen von einer Wechselkurssituation, bei der ein Euro noch CHF 1,60 Wert war. Mit anderen Worten, die Schweizer Wirtschaft insgesamt hat in den letzten fünf Jahren eine anspruchsvolle Phase durchlaufen. Sowohl auf struktureller Ebene wie auch auf Unternehmensstufe waren Anpassungen nötig. Die Kursanbindung schaffte grosse Sicherheit in Sachen Währungsschwankungen. Am 15. Januar war das mit einem Schlag vorbei, und erwartungsgemäss überschossen die Wechselkurse. Für sehr viele Unternehmen war das ein Schock, vor allem für jene, die vorwiegend in den Euroraum exportieren. Für viele wird es sehr schwierig, die jetzige Wechselkurssituation zu meistern. Das ist nicht für die gesamte Wirtschaft gleich, denn Firmen, die geografisch breit diversifiziert sind, sind weniger betroffen. Gleichwohl ist jedes Unternehmen in irgendeiner Form tangiert. Unsicherheit erzeugt auch die Frage, wo sich der Wechselkurs einpendeln wird. Aus unserer Sicht ist das ein eher langfristiges Phänomen, das eine grosse Volatilität beinhaltet. Den richtigen Umgang damit zu finden, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.
Hat sich ein Teil der Wirtschaft zu sehr auf die Absicherung der Untergrenze verlassen?
Das glaube ich nicht. Die Nationalbank hat immer deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Kursabsicherung eine temporäre Massnahme sei. Alle haben das gewusst. Die Frage war nur, wann die Untergrenze aufgehoben wird.