echo-Interview mit Urs Berger, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands SVV
elipsLife echo: Herr Berger, Die Gründung des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) geht aufs Jahr 1900 zurück. Eine bald 120-jährige Erfolgsgeschichte?
Urs Berger: Ja, wenn ich mir vor Augen führe, wie die Versicherer heute dastehen, kann man sicher von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Es braucht den Beitrag jeder einzelnen Gesellschaft, damit eine Branche florieren kann, aber auch der Verband muss seinen Teil dazu beitragen. Dem SVV ist es über die Jahre gelungen, einen gemeinsamen Auftritt der Versicherer zu organisieren und deren Interessen zu vertreten. Zudem ist der Anteil der Assekuranz an der Wertschöpfung im Finanzbereich in den letzten 15 Jahren von 30% auf 43% gestiegen – auch das unterstreicht die Erfolgsgeschichte der Branche.
Welches sind die Hauptaufgaben des Verbandes?
Die Aufgaben des SVV lassen sich in drei Hauptbereiche gliedern. Da sind zunächst einmal die Begleitung von Gesetzgebungsprozessen sowie das Erarbeiten einheitlicher Positionen in wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen. Hier geht es um die Wahrung der Interessen der Versicherungsbranche gegenüber dem Gesetzgeber und der Verwaltung. Das ist Lobbying im weitesten Sinne, wir verwenden hierfür den Begriff Campaigning. Der zweite Bereich sind Dienstleistungen für unsere Mitgliedgesellschaften. Dabei handelt es sich etwa um Gebäudeschätzungen oder branchenübergreifende IT-Lösungen. Der dritte Bereich ist das Bildungswesen. Wir organisieren Bildung auf allen Ebenen, von der kaufmännischen Grundausbildung, über die höhere Berufsbildung bis hin zur Kader- und Executive-Ausbildung.
Können Sie uns ein Campaigning-Beispiel nennen?
Das Projekt Altersvorsorge 2020 ist eines. Bei den Reformen der 1. und 2. Säule vertreten wir die Interessen der Privatassekuranz. Dabei setzen wir uns nicht nur für unser weit über die Grenzen hinaus anerkanntes 3-Säulen-System ein, sondern auch für die Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit der Versicherungsbranche im Interesse der Versicherten. Das Versicherungsgeschäft muss weiterhin nach wirtschaftlichen Kriterien betrieben werden können, damit wir in der Lage sind, Garantien abzugeben. Viele technische Parameter sind heute politisch bestimmt. So ist der Umwandlungssatz eigentlich eine technische Grösse, die logischen, mathematischen Parametern folgen sollte. Heute herrscht aber die Wahrnehmung vor, dass mit einer Senkung des Umwandlungssatzes den Versicherten etwas weggenommen wird. In diesen Fragen wird nicht technisch, sondern emotional argumentiert. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Diskussion auf Fakten stützt und die technischen Parameter zum Tragen kommen.