echo-interview mit Gerhard Pfister, Nationalrat und Präsident der CVP Schweiz
elipsLife echo: Herr Pfister, die Altersvorsorge ist zuoberst auf dem Sorgenbarometer der Bevölkerung, doch seit 20 Jahren kommt keine Reform mehr zustande. Droht die Politik bei der Altersvorsorge zu versagen?
Gerhard Pfister: Die Politik versagt nicht. Ich stelle aber fest, wie sehr in der Bevölkerung die Sensibilisierung für die Altersvorsorge zugenommen hat. Im Abstimmungskampf zur Reform AV 2020 kam klar zum Ausdruck, dass sich die Menschen mit der Altersvorsorge und ihren Fragestellungen intensiv auseinandersetzen. Die Politik ist bemüht, die anstehenden Probleme zu lösen. Letztlich entscheidet in der Schweiz dank der direkten Demokratie aber nicht die Politik, sondern der Souverän, die Bevölkerung.
Bei der gescheiterten Reform AV 2020 gehörte die CVP zu den Verlierern. War es ein Fehler, mit der Linken zusammenzuspannen?
Nein, ganz bestimmt nicht. Gegen den Widerstand der geschlossenen Linken lassen sich in der Schweiz keine Sozialreformen erzielen. Aus diesem Grund ist es richtig, die moderaten Linken einzubinden. Das ist uns bei der Reform AV 2020 auch gelungen. Ich habe die Vehemenz, mit der die Gegner sich gegen die 70 Franken mehr AHV einschossen, nie ganz begriffen. Es war sicher keine perfekte Vorlage, aber es war mit Bestimmtheit eine Vorlage, die zumindest für die nächsten acht Jahre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen wäre. Jetzt wird sich zeigen, ob ein nächster Schritt in die richtige Richtung beim Volk mehr Chancen haben wird. Ich bin da noch nicht so sicher.
Nach dem Abstimmungsdebakel will der Bundesrat die erste und die zweite Säule nun separat reformieren. Was steht bei der AHV-Reform für die CVP im Vordergrund?
Wir wollen das Rentenniveau halten und zwar über beide Säulen hinweg. Ferner möchten wir die AHV so langfristig wie möglich saniert sehen und schliesslich ist für uns klar, dass das Rentenalter 65 für Männer und Frauen nötig ist. Für die Anhebung des Rentenalters für Frauen braucht es allerdings einen wie auch immer gearteten Ausgleich. Eine reine Abbauvorlage hat beim Volk nach wie vor keine Chance. Ich sehe bei der Reform der AHV die CVP und die FDP in einer besonderen Verantwortung. Diese beiden Parteien müssen den Lead übernehmen, eine gute, pragmatische Lösung hervorbringen und versuchen, die anderen Parteien mitzunehmen.