echo-Interview mit Ole Wiesinger, CEO der Hirslanden AG
elipsLife echo: Herr Wiesinger, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen geht trotz gegenteiliger Beteuerungen weiter. Sind die Spitäler und somit auch Hirslanden kostentreibende Faktoren?
Ole Wiesinger: Vergleicht man das Wachstum des Bruttosozialprodukts mit jenem der Gesundheitskosten, ist die Entwicklung im Gesundheitswesen noch überschaubar. Aber Gesundheit wird in der Tat immer teurer. Die Gründe dafür sind in erster Linie die alternde Gesellschaft und der technische Fortschritt. Die Kostensteigerung wird die nächsten Jahre, ja Jahrzehnte weitergehen. Trotzdem muss man versuchen, das Kostenwachstum einzudämmen. Weil es mit Krankenversicherungen, Kantonen, Ärzten und Spitälern aber viele Player mit unterschiedlichen Interessen gibt, wird das schwierig.
Was macht Hirslanden, um die Kosten zu senken?
Kosten senken heisst, so effizient wie möglich zu arbeiten. Unser oberstes Ziel ist es, Patientennutzen zu generieren. Die Gleichung „Patientennutzen =„klinische Behandlungs-qualität plus Patientenzufriedenheit geteilt durch die Kosten“ bringt das gut zum Ausdruck. Die Hirslanden-Gruppe ist effizient, schlank und unternehmerisch aufgestellt. Wir bauen das Unternehmen konsequent zu einem Konzern um und wollen unsere Administration so „lean“, standardisiert und zentralisiert wie möglich betreiben. Dadurch leisten wir einen Beitrag zur Kostensenkung UND zum Patientennutzen.
Wie viele Kliniken und Praxiszentren betreibt die Hirslanden AG in wie vielen Kantonen?
Wir betreiben aktuell 17 Spitäler, 16 Radiologieinstitute, vier Praxiszentren an den Bahnhöfen von Schaffhausen, Luzern, Bern und Düdingen sowie vier Radiotherapieinstitute. Mit Ausnahme des Tessins und der Stadt Basel sind wir in allen Ballungsgebieten vertreten. Heute stehen 16 unserer 17 Spitäler auf der Spitalliste von 11 Standortkantonen.
Betrachten die Kantone Hirslanden als Partner oder als Konkurrent ihrer kantonalen Spitäler?
Leider nicht als Partner! Vielmehr besteht ein klares Konkurrenzverhältnis. Dabei spielen wir in einem Fussballspiel, in dem der Schiedsrichter für die Gegenseite spielt. Die Vielfachrolle der Kantone im Gesundheitswesen ist eine grosse Herausforderung für uns, weil überall in der Schweiz die Kantone die grössten Spitalbetreiber sind. Oft ist zu hören, dass die Spitäler eigenständige Aktiengesellschaften seien und die Kantone keinen Einfluss mehr hätten. Dem ist nicht so. Der Kanton ist Spitalbetreiber und gleichzeitig die Instanz, die die Spielregeln aufstellt. Somit laufen beim Kanton zu viele Rollen zusammen, die sich beissen. Lösungen gibt es nur zwei: Entweder zieht sich der Kanton aus seiner politischen Verantwortung zurück. Das ist aber nicht sinnvoll, weil es eine Autorität zur Überwachung der Gesundheitsversorgung in der Region braucht. Oder der Kanton zieht sich als Betreiber von Spitälern zurück. Das wäre konsequent.