Wie clevere Unternehmen ihre Mitarbeiter binden
Studien belegen, dass eine Gehaltserhöhung keine nachhaltige Bindungswirkung erzielt – das sich einstellende Glücksgefühl ist meist nur von kurzer Dauer. Trotz dieser Evidenz erhöhen viele Unternehmen die Löhne kräftig, um im aktuell ausgetrockneten Arbeitsmarkt vermeintlich bessere Karten zu haben. Clevere Arbeitgeber binden ihre Mitarbeiter aber nicht mit höheren Löhnen, sondern mit sinnvollen, hochwertigen Benefits.
Mitarbeiter sollten für ihre Leistung adäquat entschädigt werden und die Gehälter zumindest mit der Preisentwicklung mithalten. Das ist fair und sozioökonomisch durchaus gewünscht. Gehaltserhöhungen jedoch zur Mitarbeiterbindung oder zur Akquise neuer Fachkräfte einzusetzen, ist ein kurzfristiger Ansatz und sollte behutsam vollzogen werden. Dadurch steigt nämlich primär der Personalaufwand, während aber die Fluktuation nicht im gleichen Ausmaß sinkt. Der Grund liegt in der Verlockung des Geldes – monetär gesteuerte Menschen lassen sich mit mehr Lohn zwar ködern, selten aber binden. Das höhere Gehaltsniveau von Neueinsteigern könnte zudem zu einem Exodus bei bestehenden Mitarbeitern führen.
Clevere Unternehmen legen den Fokus deshalb auf Lohnnebenleistungen, die für alle Mitarbeiter – also neue und bestehende – eine große Wertigkeit aufweisen und damit eine hohe Bindungswirkung entfalten. Es sind also Leistungen, die ein Arbeitnehmer nur solange in Anspruch nehmen kann, wie er beim Betrieb angestellt ist und deren Wegfall zu einer spürbaren finanziellen oder emotionalen Einbuße führt.
Aktuell „beliebte“ Fringe Benefits wie die Übernahme des Fahrradleasings, die Beteiligung am Fitnessabonnement oder der wöchentliche Früchtekorb zählen also wohl eher nicht zu den Nebenleistungen mit hoher Bindungswirkung. All diese Annehmlichkeiten können relativ einfach privat neu organisiert werden. Zudem tragen sie nicht zur Verbesserung der Arbeitgebermarke bei, weil damit kein Alleinstellungsmerkmal einhergeht.
Verlust der Arbeitskraft absichern
Immer mehr Arbeitgeber führen deshalb neu die betriebliche Einkommenssicherung ein oder planen, dies in absehbarer Zeit zu tun. Damit versichert das Unternehmen alle seine Mitarbeiter gegen die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit oder eines Todesfalls. Die Wertigkeit ist sehr groß, weil sich viele Erwerbstätige in Deutschland eine solche Deckung wünschen, sie aber privat – wegen zu hoher Prämien oder restriktiver Gesundheitsprüfungen – nicht abschließen können. Über den Arbeitgeber hingegen werden alle Mitarbeiter als Gruppe versichert, egal wie alt sie sind, welchen Beruf sie ausüben oder welche Vorerkrankungen sie mitbringen. Der Arbeitgeber sorgt damit für finanzielle Sicherheit, unterstützt den Erhalt der Arbeitskraft und kann so ganze Familien vor dem sozialen Abstieg schützen.
Es besteht keine Korrelation zwischen der Anzahl Benefits und der Attraktivität des Arbeitgebers – Qualität ist entscheidender als Quantität. Lohnnebenleistungen mit einer großen Wertigkeit entfalten eine weitaus höhere Bindungswirkung als ein jährlich steigendes Gehaltsniveau oder vermeintlich hippe Benefits wie ein Fahrradleasing. Statt also weiter an der Lohnspirale zu drehen und den Benefitkatalog aufzublähen, switchen clevere Arbeitgeber auf Leistungen, die Mitarbeitern einen großen Mehrwert bringen und die sie selbst nicht kaufen können. Und genau solche Leistungen stellen clevere Arbeitgeber ins Schaufenster und verweisen auf die Wahrnehmung ihrer sozialen Verantwortung. Ein Arbeitgeber, der sich wirkungsvoll um seine Mitarbeiter kümmert und diese finanziell absichert, ist in der Tat attraktiv. Arbeitnehmer werden dem Ruf des Geldes weniger schnell folgen, wenn sie durch ihren Weggang die Absicherung der eigenen Arbeitskraft verlieren. Die betriebliche Einkommenssicherung ist damit erwiesenermaßen eine populäre Leistung mit sehr hoher Wertigkeit und Bindungswirkung und schont damit nachhaltig den Budgetposten Personalaufwand.