echo-Interview mit Patricia Mattle, CEO elipsLife Schweiz/Liechtenstein
elipsLife echo: Frau Mattle, Sie sind Anfang April 2020, mitten im Corona-Ausnahmezustand, von der AXA Schweiz zu elipsLife gestossen. Wie sieht Ihre Bilanz nach einem halben Jahr im Amt als neuer CEO CH/LI aus?
Patricia Mattle: Ich ziehe eine gute, wenn auch etwas durchzogene Bilanz. Im Lockdown einen neuen Job zu beginnen, war schwierig, aber es hat gut funktioniert. Die positive und offene Kommunikationskultur von elipsLife war dabei ungemein hilfreich. Eine grosse Herausforderung war die Kontaktaufnahme mit den Kunden. In normalen Zeiten hätte ich in den ersten drei Monaten alle Kunden und Broker persönlich besucht. Corona hat das verunmöglicht, ich musste auf das Telefon ausweichen. Hinzu kommt die Tatsache, dass wir wegen Corona in einer Wirtschaftskrise steckten: Zahlreiche Kunden wussten im April nicht, wie es weitergehen wird. Niemand hatte eine Ahnung, wie sich die Todesfallzahlen entwickeln und was noch alles auf uns zukommen würde. In einem solchen Umfeld beispielsweise den Preis für Mortalitäts- und Invaliditätsrisiken einzuschätzen, war wirklich herausfordernd.
Welches sind die konkreten Auswirkungen der Corona-Krise auf das Geschäft von elipsLife in der Schweiz?
Aktuell spüren wir keine Auswirkungen auf unser Buch, weil sich die Situation normalisiert hat und wir keine Ausfälle verzeichnen mussten. Allerdings wissen wir nicht, wie sich die Krise 2021 auswirken wird. Wir gehen davon aus, dass sich die Lohnsumme über alle Branchen hinweg um rund 5 Prozent reduzieren wird, was für uns zu entsprechend weniger Prämieneinnahmen führen würde. Da die Todesfallzahlen insgesamt nicht zu steigen scheinen, ist hingegen die Mortalität kein Business Problem für uns. Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl der Invaliditätsfälle als Folge der Wirtschaftskrise steigen wird.
Welches sind in Ihrem Marktgebiet die grössten Herausforderungen für elipsLife – ausser Corona?
Auf der Krankentaggeld- und Unfall-Seite gab es in den letzten 2 Jahren eine starke Zunahme der Fälle. Das führte zu einem massiven Preisanstieg. Gewisse Firmen haben bereits Mühe, KTG-Anbieter zu finden, weil die Versicherer, auch elipsLife, selektiver werden. Auf der BVG-Seite gehen die Preise für Rückdeckungen - elipsLife bietet nur Rückdeckungen für Pensionskassen und Sammelstiftungen an, hat aber selber keine eigene Sammelstiftung - seit Jahren nach unten. Für Stiftungen und für Versicherte sind die tiefen Preise positiv. Stiftungen mit Stop-Loss-Deckungen oder solche ohne Rückdeckung können sich dank der tiefen Preise jetzt eine Rückdeckung leisten. Längerfristig stellt sich für die Versicherer aber die Frage, ob das Geschäft profitabel zu betreiben ist. Eine weitere Herausforderung ist die Digitalisierung. Mit der 10%-Beteiligung an der Sobrado Software AG, dem führenden Provider von Online-Dienstleistungen an der Schnittstelle zwischen Versicherern und Brokern, hat sich elipsLife in diesem Bereich gut positioniert.