Aksel Ringvold speaking
echo-Interview, September 2021

Nachhaltigkeit schliesst eine attraktive Altersvorsorge mit ein

ELIPSLIFE ECHO - EINE GESPRÄCHSSERIE MIT PERSÖNLICHKEITEN AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK

echo-Interview mit Aksel Ringvold

echo-Interview mit Aksel Ringvold, General Manager der Hilti Schweiz AG

elipsLife echo: Hilti ist als global erfolgreicher Player in Familienbesitz geblieben. Ist das einer der Erfolgsfaktoren des Unternehmens?
Aksel Ringvold: Ja, und zwar aus mehreren Gründen. Der Familienbesitz ermöglicht ein langfristiges Planungsdenken, viel mehr als dies bei börsenkotierten Unternehmen der Fall ist. Bei Hilti steht die langfristige Sichtweise und nicht die kurzfristige Profitoptimierung im Vordergrund. Zudem sind wir nach wie vor geprägt von einer Kultur, die auf den Firmengründer zurückgeht und die unseren Alltag stark bestimmt. Wir beschäftigen beispielsweise eine Person, die sich ausschliesslich um unsere Firmenkultur und deren Umsetzung kümmert. 

Welches sind Ihre wichtigsten Absatzmärkte?

Hilti lebt eine globale Strategie. Wir haben über 120 Tochtergesellschaften weltweit und betreiben grundsätzlich überall das gleiche Geschäftsmodell mit Aussendienst, Engineering, Support etc. In Europa sind wir bezüglich Marktanteile am stärksten und da wiederum steht der deutschsprachige Raum im Vordergrund. Stark ist Hilti aber auch in den USA und wir stärken uns auch vermehrt in Ländern ausserhalb Europas.

Welches sind die derzeit grössten Herausforderungen für die Hilti-Gruppe?

Aktuell stecken die Baubranche und damit auch wir als Bauzulieferer in einem veritablen Sturm. So erleben wir eine extreme Rohmaterial-Knappheit, die dazu führt, dass zum Beispiel die Stahlproduktion die Nachfrage auf dem Weltmarkt nicht mehr decken kann. Steigende Preise und Lieferengpässe sind die Folgen. Dazu kommen massiv höhere Preise bei der See- und Luftfracht und ein Mangel an Elektronikkomponenten. Hilti ist bis anhin nur dank einer sehr professionell organisierten Lieferkette mit einem blauen Auge davongekommen. 

Wie sieht das längerfristig aus?

Beim langfristigen Horizont spreche ich lieber von Möglichkeiten. Ein wichtiges Thema ist sicher die Produktivität für die Baubranche generell und vor allem die Möglichkeiten angesichts des digitalen Wandels, den wir gerade erleben. Es stellt sich die Frage, wie wir unsere Kunden mit unseren Lösungen am besten unterstützen können, damit sie diesen Wandel möglichst produktiv umsetzen und mehr Geld verdienen können. 

Picture showing Aksel Ringvold in a discussion

Welche Rolle spielen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte für das Unternehmen?
Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema. Bezüglich Umwelt umfasst Nachhaltigkeit den gesamten Life Cycle eines Produktes – alles von der Herstellung bis hin zur Wiederverwertung und Entsorgung. Als Vertriebsorganisation sind für uns auch die CO2-Emissionen zentral. Aktuell stellen wir unsere gesamte Autoflotte von rund 250 Fahrzeugen auf Elektrobetrieb um. Zu den Nachhaltigkeitsaspekten gehören aber auch Fragen wie sichere Arbeitsplätze, Gesundheitsmanagement oder Sicherheit am Arbeitsplatz. Hilti investiert beispielsweise in die Fitness und in die gesunde Ernährung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir wollen so dazu beitragen, die durchschnittlichen Krankheitstage pro Mitarbeitenden zu senken und gleichzeitig die Loyalität zur Firma stärken.

«Wir bauen die Zukunft besser.» - so der aktuelle Slogan von Hilti im Markt. Inwiefern gilt das auch für die Altersvorsorge der Mitarbeitenden Ihres Unternehmens?
Wenn wir als Arbeitgeber alles richtig machen, behalten wir unsere Mitarbeitenden bis zum Eintritt ins Rentenalter. Deshalb bieten wir sichere Jobs sowie Programme zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung. Bei uns muss niemand das Gefühl haben, den Job ändern zu müssen, um die Karriere- oder die persönliche Entwicklung zu maximieren. Eine attraktive Altersvorsorge gehört zu diesem Ansatz. 

Weltweit beschäftigt Hilti rund 30'000 Mitarbeitende und ist mit verschiedensten Sozialversicherungssystemen konfrontiert. Gibt es allgemeine Standards für das Niveau der Versicherung für Invalidität, Alter und Unfall? 

Einen globalen Standard gibt es nicht, denn jedes Land hat komplett unterschiedliche Vorsorgesysteme. Ich war Geschäftsführer von Hilti Schweden, bevor ich in der gleichen Funktion bei Hilti Schweiz anfing. Die Systeme in diesen beiden Ländern sind völlig verschieden. Es würde keinen Sinn machen, für beide Länder allgemeingültige Standards zu definieren. Deshalb ist es die Zielsetzung des Geschäftsführers und seiner Personalabteilung in jeder Hilti-Gesellschaft, ein Vorsorgepaket anzubieten, das attraktiv ist. 

Picture showing Aksel Ringold

Die Baubranche schafft viele Arbeitsplätze, zählt aber zu den Tieflohnbranchen. Welchen Einfluss hat das auf die Altersvorsorge?
Da muss ich klarstellen: Hilti ist kein Unternehmen der Baubranche. Wir verstehen uns als Bauzulieferer und sind sicher kein Tieflohnunternehmen. Hilti bezahlt sehr gut. Unser Gesamtpaket – und dazu gehört die Altersvorsorge - kann sich mehr als sehen lassen. 

Wie sehen die Investitionen in das betriebliche Gesundheitsmanagement konkret aus und wie profitiert das Unternehmen davon?
Nehmen wir die krankheitsbedingt verlorene Arbeitszeit. Bei Hilti haben wir Limiten gesetzt: zwischen 2% und 4% Krankentage sind normal, hin und wieder ist man einfach krank. Steigt die Rate auf über 4%, fragen wir uns aber, wie die betroffene Person unterstützt werden kann. Bei 500 Mitarbeitenden ist jedes eingesparte Prozent an Krankentagen ein Riesenvorteil. Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist heute ein Differenzierungsmerkmal für Arbeitgeber. Unser Ziel haben wir dann erreicht, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin am Abend nach Hause geht und seine Partnerin oder ihr Partner sagt: «Ich bin froh, dass Du bei Hilti arbeitest. Weil das gut ist für dich und gut für uns». 

Wie sehen die Leistungen konkret aus? 

Es gibt eine ganze Palette von Angeboten - von gesunder Ernährung bis zum Offerieren von Möglichkeiten, sich sportlich fit zu halten. Hier lernen auch die verschiedene Hilti-Organisationen voneinander. In Schweden führten wir zum Beispiel eine Fitnessstunde ein: Allen Mitarbeitenden stand von den bezahlten 42 Wochenstunden eine Stunde für Sport- oder Fitnessaktivitäten zur Verfügung. Wir beteiligen uns auch finanziell an Mitgliedschaften in Sportclubs und Fitnesscenter-Abos. Zudem organisieren wir Team-Aktivitäten, welche die Leute an die frische Luft und in Bewegung bringen. 

Im Bereich Case Management arbeitet Hilti mit elipsLife zusammen. Welche Dienstleistungen sind für Sie dabei von besonderem Interesse?  
Für uns ist das frühe Case Management die wichtigste Komponente. Mitarbeitende bereits sehr früh in einem Ausfall- oder Krankheitsprozess mit der Hilfe des Case Managements abholen zu können, ist enorm wertvoll, weil hier die Weichen für eine längere oder kürzere Abwesenheit gestellt werden. Zudem können wir auf diese Weise die Transparenz über den ganzen Prozess sicherstellen. 

Im Rahmen der AHV-Revision haben National- und Ständerat der Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre zugestimmt. Wie stehen Sie persönlich dazu?
Die gesellschaftlichen Entwicklungen und die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung zwingen uns dazu, immer wieder über das Rentenalter zu sprechen. Ein Vorsorgesystem muss bezahlbar sein. Ist dies nicht mehr der Fall, braucht es neue Lösungen. Beim Rentenalter gilt in meinen Augen Gleichbehandlung: Mann und Frau sind gleich viel wert – in allen Belangen. Das bedeutet gleiches Rentenalter für alle. Tatsache aber ist, dass wir in der Schweiz in Sachen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau noch einiges zu tun haben. 

Sollen die Rentenbezüger an der Sanierung des Vorsorgesystems beteiligt werden oder sind einmal erworbene Rentenansprüche tabu?
Das Vorsorgesystem muss überarbeitet werden, ich kann aber schwierig beurteilen, welches die beste Lösung ist. Um eine offene und fruchtbare Diskussion führen zu können, sollte man indessen nicht mit Tabus als limitierende Faktoren für die Lösungssuche beginnen, sondern alle Fakten und Aspekte offen auf den Tisch legen.  

Wie können PKs aus Ihrer Sicht verhindern, dass trotz Corona-Krise, demografischer Entwicklung und Null-Zinsumfeld die 2. Säule nicht an die Wand gefahren wird?
Als Nicht-Fachmann wäre es anmassend, den Spezialisten Tipps zu geben. Die Fakten sprechen jedoch für sich: Wir werden älter, und die Frage, wer die dadurch entstehenden Kosten trägt, ist evident. Ich erwarte von den Fachleuten die Bereitschaft, verschiedenste Modelle anzuschauen und zu prüfen. Und eine offene Debatte zu führen über die Möglichkeiten, auch in Zukunft ein Pensionssystem sicherzustellen, welches der breiten Bevölkerung zugutekommt. Niemand darf durch die Maschen fallen.

Picture showing Aksel Ringvold
Zur Person
Aksel Ringvold
General Manager der Hilti Schweiz AG

Aksel Ringvold, 1973, norwegischer Staatsbürger, ist seit Januar 2019 General Manager der Hilti Schweiz AG. Bei Hilti ist er 2005 eingestiegen als Marketingleiter bei Hilti Österreich. Darauf folgte die Rolle als Global Head of Brand Management im globalen Hauptsitz in Liechtenstein von 2007 bis 2009. Von 2009 bis 2018 war Ringvold General Manager von Hilti Schweden in Malmö. Bevor er zu Hilti stiess, war er fast 9 Jahren bei Procter & Gamble, wo er verschiedene Management- und Führungsaufgaben in Skandinavien, Österreich und der Schweiz innehatte. Ringvold hat ein BA/MA in Sozial- & Politikwissenschaften der University of Cambridge und ein International Baccalaureate von St. Clare’s, Oxford. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und lebt auf dem Mutschellen in Kanton Aargau. Privat verbringt der Sport begeisterte Manager seine Zeit gerne mit seiner Familie, mit Wandern oder mit Gartenarbeit.

echo-Interview mit Aksel Ringvold

Drucken