echo-Interview mit Andrea Jansen, Journalistin, Unternehmerin und Gründerin der Plattform Any Working Mom
elipsLife echo: Frau Jansen, Sie sind auf vielen Gleisen unterwegs. Sie sind Unternehmerin, Journalistin, Verwaltungsrätin, Stiftungsrätin. Und Sie sind Mutter von drei Kindern. Droht nicht Gefahr, sich zu übernehmen?
Andrea Jansen: Das Risiko besteht durchaus (lacht). Meine Erwerbstätigkeit umfasst drei Hauptbereiche: Der erste und grösste ist Any Working Mom, die Online-Plattform für Eltern. Zweitens bin ich Stiftungsrätin bei der Jansen PrimeSteps Foundation, - die Stiftung gibt Anschubhilfe für Projekte, die Armut nachhaltig bekämpfen. Und drittens habe ich ein Verwaltungsratsmandat beim Mental-Health-Startup Aepsy. Daneben verfolge ich eine ganze Reihe kleinerer Projekte, habe drei Kinder, einen Partner, ein Leben und Freunde, die mir alle ganz, ganz wichtig sind. Deshalb ist die Frage, ob das alles zu viel wird, sehr berechtigt.
Sie stellen sich die Frage auch selbst?
Regelmässig. Ich bin in meinem Leben schon mehrfach an den Punkt gekommen, wo es zu viel wurde. Deshalb liegt mir das Thema am Herzen. Seit ich Kinder habe, bin ich jedoch nie mehr so nahe an diese Klippe gekommen. Ich spüre, dass ich mich nicht länger bis zum Gehtnichtmehr pushen kann, denn es geht nun auch um die Kinder. Ich bin mir meiner eigenen mentalen Gesundheit sehr bewusst und habe gelernt, Alarmsignale ernst zu nehmen.
Any Working Mom ist eine unabhängige Medienplattform. Sie finanzieren sich mit einem Mix aus Werbeeinnahmen und E-Commerce. Haben Sie mit diesem Konzept Erfolg?
Ja, für mich persönlich ist es eine Erfolgsgeschichte auf mehreren Ebenen: Uns gibt es nach sieben Jahren noch immer und wir sind in der Medienlandschaft präsent. Seit drei Jahren sind wir selbsttragend und stolz darauf, denn wirtschaftliche Stabilität ist im Medienbusiness nicht selbstverständlich. Für Eltern und werdende Eltern sind wir ein Vertrauensort, unser Brand ist synonym mit unserem Claim “mal ehrlich”. Ausserdem ist die Plattform auch ein Teamerfolg. Wir sind aktuell zehn Leute und die Art, wie wir zusammenarbeiten macht mir grosse Freude: remote, asynchron, über vier Länder und sogar zwei Kontinente hinweg. Das klappt, weil wir uns vertrauen und uns ein gesundes Arbeitsklima wichtig ist.
Die Plattform spricht vom Namen her Mütter an. Passt das noch? Der Trend geht doch in die Richtung, dass Väter bei der Kindererziehung eine gleichwertige Rolle spielen sollen.
Sollen? Eher dürfen! (Lacht). Super, dass Sie diese Frage stellen. Wir sind uns dieser Frage sehr bewusst und arbeiten an einer Lösung. Wir wollen Männer unbedingt auch ansprechen. Der gesellschaftliche Wandel in Richtung Gleichberechtigung lässt sich nur gemeinsam anpacken. Unserer Meinung wird die Wichtigkeit und die Kompetenz von Vätern bei der Betreuungsarbeit noch unterschätzt. Das kann und darf nicht sein.