Ihre Firma ist eine Erfolgsgeschichte, Sie führen das Unternehmen in der 3. Generation. Was sind aus Ihrer Sicht die Ingredienzen unternehmerischen Erfolgs?
Das kommt auf die Branche an. In unserem Dienstleistungssektor braucht es sicher Sozialkompetenz. Unsere Mitarbeitenden stammen aus insgesamt 65 Nationen und bringen völlig unterschiedliche Bildungsniveaus mit. Will man diese Leute gut führen – und das ist ganz wichtig, wenn man in unserer Branche Erfolg haben will – muss man sich in das Denken der Mitarbeitenden einfühlen können. Gelingt dies nicht, kann ein Unternehmen keine Qualitätsarbeit liefern. Wir streben langfristige Kundenbeziehungen an. Für etliche unserer Kunden arbeiten wir bereits seit über 30 Jahren. Uns ist das wichtiger als eine grosse Marketingabteilung, die möglichst viele Verträge reinholt. Diese langjährige Kundenbindung schaffen wir aber nur, wenn wir eine hohe Mitarbeiterkonstanz erreichen.
Die Reinigungsbranche schafft wie das Gastgewerbe viele Arbeitsplätze, zählt aber zu den Tieflohnbranchen. Welchen Stellenwert hat hier die berufliche Vorsorge?
Gerade in Tieflohnbranchen hat die berufliche Vorsorge einen sehr grossen Stellenwert. Die Erklärung ist einfach: In der 1. Säule mit der staatlichen AHV ist der Rentenunterschied nicht wirklich relevant, und in der 3. Säule haben Angestellte aus Tieflohnbranchen keine echten Chancen, ein grosses Kapital aufzubauen. Deshalb liegt der Fokus auf der 2. Säule. Für eine Vielzahl unserer Mitarbeitenden macht die 2. Säule den grossen Unterschied aus.
Spielt das Thema Vorsorge bei Neuanstellungen eine Rolle?
Es ist zwar ein Thema, aber leider erst bei Leuten, die ein gewisses Alter erreicht haben. Dabei wäre es wichtig, dass sich gerade junge Leute für die 2. Säule interessieren. Sie haben die Möglichkeit, in der 2. Säule bis zur Pensionierung beträchtliche Vermögen aufzubauen.
Die Schweiz hat ein gut entwickeltes Altersvorsorgesystem, das mit den drei Säulen die staatliche und private Vorsorge kombiniert. Wird sich dieses 3-Säulen-System in Zukunft behaupten?
Ich hoffe sehr, dass dieses 3-Säulen-Prinzip bestehen bleibt und nicht versucht wird, die 2. Säule zu Gunsten der 1. Säule zu schwächen. Um die 2. Säule zu stärken, ist es allerdings notwendig, dass sich Firmen und Mitarbeitende mehr darum kümmern. Das BVG ist heute zu einer riesigen, immer stärker regulierten Industrie geworden. Dabei sollte gerade in diesem Bereich mehr Eigenverantwortung zum Tragen kommen. PKs sind ja Stiftungen, und Stiftungen lassen sich gut mit Vereinen vergleichen: Auch da ist das Engagement der Mitglieder zentral.
Wie ist die Pensionskasse bei der Enzler Reinigungen AG geregelt?
Wir sind nicht mehr in einer Sammelstiftung, sondern haben zwei eigene Stiftungen. Vieles machen wir heute wieder selber. Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeitenden mit dem Thema beschäftigen, und wir wollen für die Leistungen unserer Stiftungen selbst verantwortlich sein. Dabei liegt der Fokus auf den Kosten, denn grosse Renditen sind ohne übergrosse Risiken nicht mehr möglich. Kosten lassen sich aber nur tief halten, wenn man vieles selber macht. Leider spielt auch hier die Regulierung negativ rein. Die BVG-Industrie wird immer mehr reguliert, was enorme Kosten verursacht. Die geforderten Expertenberichte sind ein gutes Beispiel hierfür: Für ein Unternehmen ist nur wichtig, ob es gut und richtig arbeitet. Die oft seitenlangen Kommentare der Experten sind nicht relevant und rechtfertigen die Kosten von Tausenden von Franken keinesfalls. Dabei ist es im heutigen Umfeld entscheidend, die Kosten tief zu halten.
Was verstehen Sie unter „selber machen“?
Es beginnt mit dem Reglement, das wir selber verfassen. Wir haben auch einen eigenen Anlageausschuss, eine eigene Anlagestrategie und wir diskutieren selber über unsere Anlagen. Zudem führen wir sehr viele Verwaltungsaufgaben selber aus. Die im Stiftungsrat vertretenen Mitarbeitenden müssen über das System Bescheid wissen, damit sie über unsere Strategie kompetent mitentscheiden können. Das braucht von allen, die da mitwirken, Initiative und Engagement. Dank diesem Einsatz und der Tatsache, dass wir auf die Kosten achten, sind wir erfolgreich. Wir schlagen den Index der Verzinsung der Sammelstiftungen regelmässig. Nicht, weil wir vom Anlegen mehr verstehen, sondern weil wir tiefere Kosten haben.