echo interview mit Ralph Siegl, Managing Director, Läderach Chocolatier Suisse
elipsLife echo: Herr Siegl, in einer von zunehmendem Gesundheitsbewusstsein geprägten Zeit gilt Zucker schon bald als das neue Nikotin. Den Schokoladekonsum scheint das nicht zu treffen. Wie erklären Sie dieses Phänomen?
Ralph Siegl: Zucker ist vor allem dort auf dem Radar, wo er nicht hinein gehört. Schokolade aber ist ein Genussmittel und Zucker gehört da rein, auch bei erstklassiger Schokolade. Wir schauen sehr genau darauf, dass wir nirgends in unseren Produkten Zucker beigeben, wo es ihn nicht braucht.
Lange Zeit war Läderach – 1962 als Confiserie in Glarus gegründet – Zulieferer für Confiseure und Konditoren. Erst mit der Übernahme der Merkur-Kette begann 2004 der Aufbau eines eigenen Filialnetzes. Was bewog Läderach zu diesem Schritt?
Läderach wollte als Familienunternehmen schon immer unabhängig sein. Bei der Gründung fehlten die Mittel, um eine eigene Vertriebsorganisation aufzubauen. So entwickelte sich die Firma zum erfolgreichen B2B-Unternehmen, das hochwertige Halb- und Fertigprodukte lieferte. Der Traum vom eigenen Laden erfüllte sich zwar in den 1980er Jahren mit dem Verkaufsgeschäft in Glarus, der Fokus blieb aber auf dem B2B-Geschäft. Die Strukturbereinigungen im Detailhandel, Stichwort „Lädelisterben“, machten Läderach die Abhängigkeit von den Absatzmittlern bewusst. So war es der Wunsch nach Unabhängigkeit und der Wunsch nach eigenen Läden, die zum Kauf der Merkur-Kette führten.
Aber mit dem Kauf einer Ladenkette ist es ja noch lange nicht getan…
In der Tat. Nach dem Zuschlag stand Jürg Läderach mit 46 Ladengeschäften und grossem Know-how, jedoch ohne Konsumentenmarke da. Und weil sich ein Teil der Merkur-Lieferanten aus Konkurrenzgründen weigerte, den neuen Besitzer zu beliefern, führten die übernommenen Läden nicht mehr ein volles Angebot wie zuvor. Läderach hatte damals weder produktemässig noch markentechnisch die Kapazität, den Lieferantenausfall zu kompensieren. Deshalb brauchte es eine Konsumentenmarke. Als ich 2006 von Nestlé zum Familienunternehmen stiess, hatte ich unter anderem den Auftrag, die gewünschte Konsumentenmarke aufzubauen. Das Zusammenspiel von Retail-Kompetenz, handwerklicher Erfahrung, hoher Produktequalität und erfolgreichem Konsumgütermarketing hat das Markenerlebnis zu dem gemacht, wie es heute ist.
Läderach nahm 2012 eine eigene Schokoladefabrik in Bilten in Betrieb und machte damit den Schritt vom Confiseur zum Chocolatier. Produziert Läderach ausschliesslich in Bilten?
Die Schokolade-Masse produzieren wir ausschliesslich in Bilten. Gründe für den Wunsch nach einer eigenen Manufaktur waren der Erfolg unserer Marke und der Frisch-Schokolade sowie der Wunsch, unabhängig zu bleiben – diesmal beim Rohstoff. Jeder Konditor/Confiseur kauft die Rohstoffe zu und profiliert sich über die Wertschöpfung, die er mit dem „Verbauen“ der Rohstoffe generiert. Auch Läderach kaufte jahrzehntelang die Schokoladen-Masse, die sogenannte Couverture, von spezialisierten Schweizer Produzenten. Mit dem Erfolg kam die Erkenntnis, dass wir in Abhängigkeit von den Zulieferern unseres zentralen Rohstoffs geraten waren. Als mutiger Unternehmer entschied sich Jürg Läderach deshalb, die Couverture selbst herzustellen. Unsere handwerklichen Produkte für unsere Konsumentenmarke stellen wir nur im Stammhaus in Ennenda her. Seit den 1980er Jahren haben wir in Dillenburg nördlich von Frankfurt noch einen Betrieb, von wo wir den deutschen und internationalen B2B-Markt mit Halb- und Fertigfabrikaten beliefern – natürlich mit Schokolade aus Bilten.