Gemäss einer Studie sollen im BVG-Bereich jährlich gegen 300 Millionen Franken Provisionen an Broker bezahlt werden. Kommt die SIBA auf die gleiche Zahl?
Rund 160 Mio. Franken werden, gemäss öffentlicher Statistik als Entschädigung an Broker bezahlt, 90 Mio. an Vermittler der Versicherungsgesellschaften und 40 Mio. an Pensionskassen, die auch einen Aussendienst und daher Akquisitionskosten haben. Würde man die Courtagen verbieten, müssten Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen den ganzen Verkaufs-Apparat rauffahren. 300 Mio. Franken würden dafür bei weitem nicht reichen, die Mehrkosten gingen klar zu Lasten der Versicherten.
Warum wird nur im Zusammenhang mit den Pensionskassen ein Courtagen-Verbot gefordert, nicht aber z.B. für die Hausratversicherung?
Weil bei diesen Versicherungen die Courtage genau geregelt ist und der Wettbewerb trotzdem funktioniert. Broker erhalten von jeder dem Versicherungsverband angeschlossenen Gesellschaft eine definierte Courtage für eine Hausrat-, eine Betriebshaftpflicht- oder eine Maschinenversicherung.
Liesse sich das im Pensionskassenbereich nicht auch so machen?
Doch, das wäre zum Beispiel eine Aufgabe für den ASIP, anstatt Courtagen verbieten zu wollen. Bei dieser Gelegenheit muss ich festhalten, dass sich der ASIP in Sachen Courtagen-Verbot nicht einig ist. Mir scheint der Vorstoss vielmehr ein wenig durchdachter Alleingang der Verbandsführung zu sein.
Mit der Annahme der AHV-Steuer-Vorlage (Staf) erhält die AHV eine Finanzspritze von 2 Milliarden Franken, die strukturellen Probleme aber bleiben. Wo setzen Sie bei den weiteren AHV-Reformen die Prioritäten?
Grundsätzlich haben wir ein Demografie- und ein Finanzierungsproblem. Der Arbeitgeberverband hat kürzlich die Entwicklung nach der Staf-Annahme aufgezeigt: Die neuen Geldspritzen werden keine 10 Jahre wirken, dann folgt bereits der nächste grosse Finanzierungsbedarf. Wenn wir verhindern wollen, dass zur Finanzierung der AHV die Mehrwertsteuer um 5 oder 6 Prozent erhöht werden muss, sind die Leistungen zurückzufahren. Das will aber niemand, wie auch niemand das Rentenalter erhöhen will. Deshalb sind alle Bemühungen in den letzten Jahren gescheitert.
Auch die 2. Säule hat Reformbedarf. Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen im BVG?
Der Umwandlungssatz und das Rentenalter. Es müssten Anreize geschaffen werden, dass jene, die können und wollen, länger arbeiten. Daneben sind die Anlagevorschriften zu lockern, damit wieder vernünftige Renditen erreicht werden können. Will man längerfristig einen Umwandlungssatz von 5% gewähren, müssen die Anlagen eine bessere Rendite erzielen.
Sollen die Rentenbezüger an der Sanierung des Vorsorgesystems beteiligt werden?
Grundsätzlich haben die Rentenbezüger für die Leistungen und das Versprechen bezahlt. Ihnen die Leistungen zu kürzen ist für mich persönlich ein Tabu.
Wie stehen Sie zum Rentenalter 65 für Frauen?
Sofort einführen. Meiner Meinung nach sollte das Rentenalter für Männer und Frauen auf 67 erhöht werden. Das natürlich nur für jene, die gesund sind, zwischen den einzelnen Berufen mit ihren unterschiedlichen Belastungen gälte es zu unterscheiden. Ich kenne zahlreiche Leute, die mit 70 noch voll arbeiten – die Flexibilisierung des Rentenalters ist ein zentrales Anliegen.
Wo sehen Sie das Rentenalter in zehn Jahren?
Irgendwann werden alle begriffen haben, dass es so nicht weitergehen kann. Sollen die Leistungen auf dem heutigen Stand bleiben, werden wir dann das Rentenalter 67 für alle haben.
Sollte die 3. Säule vom Staat mehr gefördert werden, um 1. und 2. Säule zu entlasten?
Diese Förderung haben wir bereits, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die steuerfreien Beträge etwas angehoben würden, um die 3. Säule noch attraktiver zu machen. Ich finde es grundsätzlich richtig, selber für das Alter vorzusorgen – auf allen verfügbaren Schienen.
Wenn Sie den Pensionskassen einen Rat geben könnten, wie würde er lauten?
Sie sollten flexible Leistungspläne erarbeiten, die Kosten minimieren und intensiv mit SIBA-Brokern zusammenarbeiten.
Hinweis: Die hier gemachten Aussagen geben die Einschätzung der Interviewpartner wider und entsprechen nicht der Meinung von elipsLife.