echo-Interview, Juni 2023

Boutique-Versicherer mit globalem Anschluss

ELIPSLIFE ECHO - EINE GESPRÄCHSSERIE MIT PERSÖNLICHKEITEN AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK

echo-Interview mit Patricia Mattle

echo-Interview mit Patricia Mattle, CEO Elips Life AG & CEO Switzerland

elipsLife wird sich in Zukunft auf das Personenversicherungsgeschäft konzentrieren. Welche Überlegungen liegen dem zugrunde?
Nach dem Kauf durch Swiss Life war klar, dass elipsLife sich aus dem Lebensversicherungsmarkt verabschieden wird. Swiss Life ist der grösste Lebensversicherer der Schweiz, also war es naheliegend, Synergien zu nutzen und unser Lebensversicherungsgeschäft mit der Swiss Life Expertise zu bündeln. Gleichzeitig hat Swiss Life mit elipsLife ein Geschäft erworben, welches sie in ihrer 160-jährigen Firmengeschichte nie betrieben hatte: das Krankentaggeld- (KTG) und Unfallversicherungsgeschäft (UVG). In diesem Bereich sieht Swiss Life ein grosses Wachstumspotenzial. Zudem passt elipsLife bestens zur Strategie von Swiss Life International. elipsLife ist daher die ideale Ergänzung für Swiss Life.

elipsLife strebt nach mehr Effizienz und setzt auf Automatisation. Davon sollen die Kunden profitieren. Wie wird das konkret aussehen?
Wir möchten in der Automatisation im Brokergeschäft zu den Wegbereitern gehören, daher setzen wir stark auf Digitalisierung. Aktuell erarbeiten wir die Strategien zur Steigerung der Effizienz. Ziel ist dabei, den ganzen Offert- und Abschlussprozess komplett zu automatisieren und unseren Kunden eine End-to-End-Experience anzubieten. Gemeinsam mit unseren Stakeholdern und Broker können wir im KMU-Bereich nur wachsen, wenn wir das Geschäft digitalisiert abschliessen können.

Welchen Nutzen haben die elipsLife-Kunden von der Zusammenarbeit mit Swiss Life?
In der Zukunft werden wir den Kundennutzen durch die Zusammenarbeit mit Swiss Life erhöhen. Ein Beispiel dafür ist das Swiss Life Network, der weltweite Zusammenschluss von mehr als 90 führenden lokalen Versicherern und Geschäftspartnern von Swiss Life Global Solutions. Dabei können unsere internationalen Grosskunden von globalen Employee Benefits Lösungen aus dem Swiss Life Network profitieren. elipsLife bleibt als Marke präsent, und wir arbeiten weiter mit unseren Brokern und Kunden in der gewohnten Qualität zusammen. Profitieren werden unsere Kunden auch von der starken Kapitalisierung der Swiss Life, vom intensiven Know-how-Austausch zwischen den beiden Firmen und von Investitionen beispielsweise in Systeme und Schnittstellen.

Wie genau funktioniert das Swiss Life Network?
Das Netzwerk ermöglicht ein internationales Leveraging. Gemeinsam mit den Netzwerk-Partnern unterstützen wir unsere multinationalen Kunden bei der Schaffung allumfassender Employee Benefits, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden können. Das Fachwissen der Netzwerkpartner ermöglicht es, qualitativ hochwertige Produkte lokal anzubieten. elipsLife ist nun Teil dieses Netzwerks. Dies erlaubt es Swiss-Life-Grosskunden in der Schweiz, KTG/UVG-Produkte von elipsLife zu beziehen. Ein perfektes Win-win-win-Beispiel zwischen Swiss Life, Kunde und elipsLife.

Digitalisierung und Automatisierung werden seit Jahren als entscheidende Faktoren für die Zukunft der Versicherungsbranche genannt. Wie steht elipsLife im Vergleich zur Konkurrenz da?
Wir haben Potenzial nach oben. Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Assekuranz bei der Automatisierung arg im Hintertreffen. Die grossen Versicherer haben als erstes ins Retailgeschäft, aber wenig ins Geschäft mit Unternehmenskunden investiert. Das hat sich mittlerweile geändert und die meisten Versicherer haben auf EcoHub, der zentralen Plattform im Versicherungs-, Vorsorge- und Brokermarkt der Schweiz, Services aufgeschaltet. Die «Zürich» oder die AXA sind Vorreiter sowie die Swiss Life im Lebensversicherungsgeschäft. elipsLife ist im soliden Mittelfeld. Wir müssen jedoch noch mehr investieren. Hier können wir von Swiss Life profitieren: Swiss Life ist in den Broker-Interaktionen führend und hat früh schon Schnittstellen im KMU-Geschäft automatisiert.

Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz ist seit Jahren ein Kernthema für elipsLife. Wie prägt die Diskussion die Entwicklung von elipsLife?
KTG und UVG werden nicht nur von Faktoren am Arbeitsplatz geprägt, sondern vom gesundheitlichen Zustand der Bevölkerung generell. Wir spüren die Auswirkungen über die eingehenden Schadenfälle. Die Mitarbeitenden werden öfter und schwerer krank, sie haben mehr Unfälle, die Versicherer müssen immer mehr bezahlen, die Gesundheitskosten steigen. Dabei liegt der Fokus in den Diskussionen immer nur auf den Krankenkassenprämien. Dass aber das ganze System wegen der Folgekosten immer teurer wird, geht oft vergessen. Im Gesundheitswesen ist das Silo-Denken weit verbreitet. Als Versicherer müssen wir aber über die unmittelbare Kostenrechnung hinausdenken und zum Funktionieren des Gesamtsystems beitragen. Es ist wie ein grosses Räderwerk und elipsLife ist ein Rädchen in diesem System.

Welch Folgen hat die Entwicklung im Gesundheitswesen für elipsLife?
Die Zunahme der Schäden kostet Versicherer viel Geld. Seit rund fünf Jahren kennen die KTG/UVG-Preise nur eine Richtung: nach oben. Das Gesundheitswesen als Ganzes steht unter Druck. Am Schluss muss das Gesamtumfeld funktionieren. Der Arbeitsplatz ist das eine, aber wenn wir jemanden nach einer schweren Krankheit oder nach einem Unfall reintegrieren können, profitieren nicht nur Versicherer, sondern auch Arbeitgeber, die betroffene Person selbst, die Familien und die Freunde der betroffenen Person und die Sozialversicherung. Wir konzentrieren uns auf das, was wir können und gut machen: das Case Management. Der Zusammenschluss mit Swiss Life macht aus elipsLife eine Boutique-Versicherung mit globalem Anschluss, gekennzeichnet durch kurze Wege, Effizienz und ein erstklassiges Case Management.

Ein wichtiger Aspekt ist Mental Health. Gemäss Gesundheitsobservatorium haben sich in der Schweiz im Jahr 2020 über 500'000 Personen in einer ambulanten psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis behandeln lassen. Was bedeutet das für einen KTG-Versicherer wie elipsLife?
Die Zunahme der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Krankheiten spüren wir tagtäglich. Für uns ist dies primär mit Kosten verbunden und infolgedessen mit Prämienerhöhungen. Die zusätzlich anfallenden Opportunitätskosten, wenn in einer Gesellschaft so viele Menschen psychisch krank sind, werden indessen oft ausser Acht gelassen. Zwar ist es positiv, dass heute über psychische Belastung am Arbeitsplatz geredet wird, aber die negativen Aspekte, der Ausfall von Mitarbeitenden und damit steigende Kosten, bleiben Realität. Genauso wie die Folgen auf menschlicher Ebene: Der an Burn-out erkrankte Familienvater daheim auf dem Sofa verliert seinen Vorbildcharakter, sein Selbstwertgefühl leidet, Partnerschaften kommen unter Druck, Freundeskreise fallen auseinander. Diese Folgen werden völlig unterschätzt.

Psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeiten liegen oftmals Konflikte am Arbeitsplatz zugrunde. Welche Rolle spielen dabei Führungsstil und Unternehmenskultur?
Eine sehr grosse. Eine ungesunde, von Unsicherheit, hohem Leistungsdruck oder von Mobbing gekennzeichnete Unternehmenskultur ist durch gelebte Unternehmenswerte und dazugehörendem Verhaltenskodex, einem Code of Conduct, zu verhindern. Die Weitergabe von Druck ist stark mit der Resilienz der Führungskraft verbunden. Entscheidend ist dabei die Ausgeglichenheit der Führungskräfte, aber auch der Mitarbeitenden. Wir sprechen oft von Work-Life-Integration. Aber es ist mehr: Eine gute Work-Life-Integration sollte auch den Spass an der Arbeit selbst mittragen. Ausgeglichene Personen können auch im Job mehr absorbieren. Nehmen Führungskräfte und Mitarbeitende den Druck hingegen mit nach Hause, entstehen über kurz oder lang Probleme. Diese vorzeitig zu erkennen und die schnelle Reintegration bei einem Krankheitsfall voranzutreiben, ist das Tagesgeschäft unserer Experten im Case Management Team.

Mit präventiven Massnahmen könnten Unternehmen die Häufung psychischer Probleme verringern, hierzu brauchen sie aber Unterstützung. Was bietet elipsLife in diesem Zusammenhang und wo liegen die Prioritäten?
Was wir als elipsLife unternehmen, lässt sich einfach zusammenfassen: sensibilisieren, aufklären, Sachverhalte in einen Kontext setzen, bei Konflikten frühzeitig eingreifen und geeignete Lösungen für unsere Kunden treffen. Wir unterstützen auf Wunsch gerne beratend auf der Präventionsseite, aber unser Fokus als Versicherer ist auf dem Ereignis: Wenn etwas passiert, sind wir mit unserem Case Management für unsere Kunden da. Vom ersten Tag an. Wir investieren viel in die rasche Reintegration Betroffener. Dadurch leistet elipsLife auch einen positiven Beitrag zum Funktionieren des Gesundheitswesens und der Gesellschaft.

Zur Person
Patricia Mattle
CEO Elips Life AG & CEO Switzerland

Patricia Mattle ist seit April 2020 bei elipsLife als CEO Schweiz/Liechtenstein verantwortlich für den Schweizer Markt. Sie hat einen Master in Marketing, Dienstleistungs- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen (HSG) und ist diplomierte Wirtschaftspädagogin HSG. Mattle ist im St.Galler Rheintal aufgewachsen und war während 10 Jahren in der Schweiz, in Frankreich und in den USA in der Assekuranz tätig. Vor ihrem Wechsel zu elipsLife war sie bei der AXA Schweiz im BVG-Bereich tätig. Die passionierte Joggerin ist politisch engagiert und war von 2008 bis 2015 Mitglied des Parteipräsidiums der damaligen CVP Schweiz, heute ‘die Mitte’. Sie ist verheiratet, Mutter von zwei kleinen Mädchen und lebt in Zürich.

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