echo-Interview mit Lea Ryter Ciampi, Head of Human Resources, Hilti (Schweiz) AG
elipsLife echo: Frau Ryter Ciampi, wie haben sich die bei Hilti arbeitsbedingten Gesundheitsprobleme und die Absenzen entwickelt?
Auf jeden Fall haben seit der Corona-Pandemie die Absenzen am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Probleme massiv zugenommen, genauso wie die Krankheitsabsenzen allgemein. Von 2021 auf 2022 hatten wir eine Zunahme der Krankheitsabsenzen um 15%, auf 2023 sogar eine um 42%. Für das laufende Jahr sieht es bislang nach einer leichten Abnahme aus, aber bis Ende Jahr kann sich noch Vieles ändern.
Der Arbeitsplatz hat einen grossen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden, wie auch die vor kurzem veröffentlichte «Axa Mind Health Study» gezeigt hat. Gemäss Studie verursachen arbeitsbezogener Stress und arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme einen jährlichen BIP-Verlust von 17,5 Mrd. CHF - allein in der Schweiz. Überrascht Sie dieser Befund?
Eigentlich nicht, diese Zahl spiegelt meine Erfahrungen bei Hilti. Zwar gilt Hilti als sehr guter Arbeitgeber, aber auch unser Unternehmen ist mit Stress-Themen konfrontiert. Auch HR-Kolleginnen und Kollegen anderer Firmen bestätigen mir immer wieder: das psychische Wohlbefinden ist allgemein ein grosses und kostspieliges Thema.
Sie haben es erwähnt, Hilti gilt als hervorragender Arbeitgeber. Die Organisation Great Place To Work® hat Hilti zum Sieger für das Jahr 2024 erklärt. Was macht Ihr Unternehmen besser als andere?
Wir arbeiten seit Jahren intensiv an unserer Mitarbeiterkultur. Hilti kennt die sogenannte Culture-Journey. Jede Marktorganisation hat eine Vollzeit-Stelle, die sich Sherpa nennt und deren Verantwortung einzig und allein die Pflege der Mitarbeiterkultur ist. Diese Person führt mit allen Mitarbeitenden, in der Schweiz rund 520 Personen, alle zwei bis drei Jahre zweitägige Team-Camps durch. Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache im Umgang mit dem gewählten Thema zu finden. Hilti ist ein „Great Place to work“, weil wir an der Qualität unseres Arbeitsplatzes arbeiten. Die Firmenkultur ist uns sehr wichtig und wir pflegen einen besonders guten Umgang miteinander. Sowohl unser General Manager als auch Ambassadoren quer durch die Firmenhierarchie sorgen dafür, dass unser Ansatz „Care and Perform“ funktioniert und im Gleichgewicht bleibt.
In aller Kürze: Was macht heute einen guten Arbeitgeber aus?
Das Finden der Balance zwischen Performance, also Leistung, und sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern. Ein Arbeitgeber muss seine Mitarbeitenden ernst nehmen und sie das auch erfahren lassen.